Archiv März 2015

Steinbacher Kampfgänse, unsere neuen Mitbewohner

Sonntag, 29.März 2015

Als ich Claudia erzählte, dass ich früher schon ein Gänsepaar besaß, fragte sie mich nach der Rasse und ich antwortete zögerlich: Steinbacher Gänse. Ich traute mich nicht zu sagen, dass die reguläre Bezeichnung Steinbacher Kampfgänse war. Der Name wirkt genau so unglaubhaft, als wenn ich behaupten würde, ich hätte Rüdesheimer Kampfhamster besessen.
Sie musste natürlich nach den Gänsen googeln und entdeckte die „Kampfgänse“ Sie war regelrecht erschüttert. Kampfgänse nie gehört! Die nächsten Stunden beäugte sie mich misstrauisch ob meiner zweifelhaften Vorlieben, denn meine Lieblingshühner waren ja auch die Brügger Kämpfer, eine schwere Kampfhuhnrasse. So etwas von mir zu hören, der ich mich als Pazifist bezeichne, war für sie äußerst suspekt.

Unsere beiden neuen Steinbacher Kampfgänse

Unsere beiden neuen Steinbacher Kampfgänse

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Claudia ließ es sich nicht nehmen, die Bretter für den Fußboden selbst zu sägen

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Kira, die Tochter von Claudia, säuberte den Stall von innen. Dazu war wirklich wegen des Staubes eine Atemschutzmaske nötig.

Sie forschte dann weiter und musste feststellen, dass die Steinbacher Kampfgänse recht friedliche  und zutrauliche Tiere sein können. Dann überraschte sie mich mit der Mitteilung, dass in Goch eine Halterin ein junges Steinbacher Gänsepaar abgeben würde. Sie wolle es mir schenken, weil ich so begeistert über diese Gänse berichtet hatte. Ich war sehr schnell überredet und wir riefen in Goch an, um die Gänse zu reservieren. Die Besitzerin war anfangs etwas reserviert, sie schien zu befürchten, dass wir die Gänse mehr zu kulinarischen Zwecken erstehen wollten. Diese Bedenken konnten wir aber schnell zerstreuen.
Jetzt hieß es aber den Gänsestall, der früher ein Hühnerstall war, flugs umzubauen.

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Neuer Einstieg und neue Treppe. Jetzt muss nur noch der Tümpel und die Zuleitung erneuert werden.

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Unsere beiden alten Gänse

Kurzer Rückblick! Früher hielt ich als Hühner Brügger Kämpfer und dazu ein Steinbacher Kampfgänsepärchen. Eine Zeitlang ging alles gut. Dann aber begann der Hahn sich sehr intensiv für die Gans zu interessieren. Das aber fand der Ganter nicht so amüsant. Aber anstatt sich aus Rache für die Hühner zu interessieren, ging er auf den Hahn los. Das führte zu solche Szenen, dass ich gezwungen war, das Gänsepaar abzugeben. Die wiederum hatten die Hühner vor Greifvögeln geschützt. Dieser Schutz war jetzt weggefallen und die Greifvögel holten ein Huhn nach dem Anderen.
Wir spannten Schnüre mit Alufetzen, aber auch das nützte wenig. Als ich eines Tages sah, wie ein Greifvogel  auf dem Dach des Hühnerhauses direkt über dem Eingang saß und auf ein Huhn wartete, hatte ich die Nase voll. Schweren Herzens gab ich meinen Hahn und den Rest seiner Hühner an einen Züchter weiter.
Vor 12 Jahren kam dann ein junges Mädchen und fragte mich, ob ich nicht ein Gänsepaar haben möchte, sie hätte die Lust an der Haltung verloren. Ich willigte ein und besaß so wieder mal ein Gänsepaar. Dabei scheint es sich um Emdener Gänse zu handeln, eine schwere Rasse mit weißen Federn. Ich spottete, dass es sich da wohl eher um Martinsgänse handeln würde.
Nach einiger Zeit stellte ich voller Überraschung fest, dass die Gänse den Hühnerstall okkupiert hatten. Tatsächlich waren sie die schmale Hühnerleiter hinaufgeklettert und durch das Einschlupfloch geschlüpft. Ich beobachtete dann, wie die Gänse den Auf- und Abstieg der Leiter bewältigten und amüsierte mich köstlich.

Jetzt hieß es aber für ein zweites Gänsepaar Platz zu schaffen und wir bauten endlich die Nistboxen, die Sitzstangen und die Kotbretter ab. Außerdem kauften wir Holzbretter und spendierten dem Gänsestall einen Holzfußboden mit Sägespänen als Einstreu. Auch vergrößerten wir das Einschlupfloch und bauten eine neue Leiter, die für die Gänse besser begehbar war.
Jetzt konnten wir unsere neuen Mitbewohner in Goch abholen.
Der alte Ganter (19) war über die Neulinge wenig begeistert und verweigert ihnen den Eintritt ins Gänsehaus, das ehemalige Hühnerhaus. Natürlich liegt das auch daran, dass sein Gans (15)  im Moment  Eier in einem Nest im Haus hat.
Also heißt es noch ein paar Wochen abzuwarten, bis sich der Zustand wieder normalisiert hat.

Sonntag, 29.März 2015 LETZTE NACHRICHTEN Keine Kommentare

Kopf streicheln – nicht immer ein Vergnügen………………….für den Hund!

Dienstag, 24.März 2015

Als ich dieses Video sah, musste ich auch erst einmal tief durchatmen, denn auf diese Signale des Hundes hatte ich bisher auch nicht geachtet und ich fragte mich, wie oft ich da schon etwas falsch gemacht habe. Und das nicht nur bei den eigenen Hunden, sondern auch bei fremden Hunden, denen man gedankenlos, natürlich als freundliche Geste gemeint, über den Kopf streicht.
Eigentlich streichel ich selten über den Kopf, sondern kraule den Hals des Hundes, denn da gibt der Hund ja auch deutliche Zeichen des Wohlbefindens von sich. An etwaige negative Signale beim Streicheln des Hundekopfes habe ich nie gedacht und sie dementsprechend auch nicht wahr genmmen.
Wieder etwas dazu gelernt!

Hier das Video (2:43 min)

Dienstag, 24.März 2015 LETZTE NACHRICHTEN Ein Kommentar

Ein Marder zu Besuch

Donnerstag, 19.März 2015

Kennen Sie das? Nachts Geräusche über Ihnen unter der Zimmerdecke? Im Nebenraum? Gekuller! Getrappel!  Wenn nicht, seien Sie froh!
Das Getrippel von kleinen Mäusepfoten gehört ja schon zu unserem Haus. Wir haben es anfangs mit Katzen versucht, aber die resignierten wegen unserer Holzverkleidungen in den Innenräumen schon nach einigen Wochen. Später haben wir dann Lebendfallen aufgestellt und ich darf Ihnen versichern, es gab da Wochen, wo ich jeden Abend vor dem Schlafen gehen noch mit dem Auto wegfahren musste, um unsere kleinen Hausbewohner 400 Meter weiter wieder auszusetzen. Der Aktionsradius einer Maus liegt bei etwa 300 Metern.

Das Einstiegsloch für unseren Marder

Das Einstiegsloch für unseren Marder

Im letzten halben Jahr hatten wir ziemlich Ruhe. Das liegt auch wohl daran, dass unsere alte Hündin Yanna (11) nur ein Hobby kennt: Mäuse jagen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Sie sitzt da wie eine Katze vor dem Mauseloch und wartet auf die Maus oder sie versucht sie auszugraben. So sieht unser Garten allerdings auch aus. Überall Stolperfallen durch Löcher und kurze Gräben. Seit neuestem habe ich eine neue Variante beobachtet. Sie setzt sich auf unsere Bank vor dem Haus und starrt auf den Erdboden und wartet so auf die Maus. Na ja, sie ist auch schon älter und so ist es sicher bequemer für sie. Kommt die Maus vorbei, springt sie von oben auf das bedauernswerte Geschöpf. Aus die Maus!

Vom Dachdecker mit Blei verschlossen

Vom Dachdecker mit Blei verschlossen

Aber was uns dafür im letzten halben Jahr nervte, waren diese lauten Geräusche in den späten Abendstunden und dem frühen Morgen. Nach langen Diskussionen einigten wir uns darauf, dass dies ein Marder sein müsste. Kindliche Gemüter wollten uns dagegen einreden, dass es sich da wohl um ein Eichhörnchen handeln würde. Wir wohnen im Wald und wir glauben nicht, dass sich da Eichhörnchen in ein Haus zwängen, um dort nachts hinter dem Holz herumzutoben. Wir versuchten es mit elektronischem Störfeuer, aber es vertrieb nicht den Marder, sondern brachte nur Samira und Claudias Töchter zur Verzweiflung. Für uns etwas Ältere war der hohe Ton, der den Marder vertreiben sollte, überhaut nicht zu hören.
Und dann fanden wir auch endlich den Einstieg für unseren nächtlichen Ruhestörer. Die Sandspur auf den Dachziegeln hatte ihn verraten. Wir benachrichtigten einen Dachdecker, der das Einstiegsloch dann mit Blei versiegelte. Unser kleiner Freund besuchte uns noch bestimmt 14 Tage, nein 14 Nächte lang, stand aber jedes Mal vor dem verschlossenen Eingang. Dann resignierte er und wir fanden wieder Ruhe. Auf einmal hatten wir auch einen Blick für diese Schwachstellen am Haus und Claudia schloss diese möglichen Einstiegslöcher spontan mit ein paar Holzleisten.
Wehe. die knabbert noch jemand an!
Aber es hat geholfen.  Allerdings wagen wir nicht unsere Nachbarn zu fragen, ob diese jetzt nachts Geräusche hören! 😉

Claudia verschloss mit Leisten die Spalten zwischen Klinker und Holzvertäfelung.

Claudia verschloss mit Leisten die Spalten zwischen Klinker und Holzvertäfelung.

Donnerstag, 19.März 2015 LETZTE NACHRICHTEN 8 Comments

Woher Eure Hunde kommen: Eine Reise nach Keramoti und Thassos!

Donnerstag, 12.März 2015

Da haben wir ein nettes Video vom Leinebergland TV bekommen. Zehn Minuten Überblick über Keramoti, dem kleinen Hafendörfchen, das gegenüber Thassos auf dem Festland liegt und von Thassos selbst.
Wenn man von Deutschland losfliegt, landet man in Kavala. Von dort geht es mit dem Bus oder mit dem Taxi zu dem kleinen Hafen von Keramoti. Die Fahrt mit dem Taxi dauert nicht länger als etwa 10 – 15 Minuten  und kostet knapp 20 Euro. Von Keramoti geht es dann auf die Fähre nach Thassos. Die kurze Überfahrt dauert etwa 40 Minuten.
Der erste Teil des Videoclips zeigt Keramoti und eine der dortigen Tavernen. In diesem  Fall, die von Babis, direkt an der Hafenpromenade.
Nach der Hälfte  des Videos geht es mit der Fähre hinüber nach Thassos.
Vorher aber begegnen wir noch bei 5:16 im Film Mamacita, einer Streunerin, die von Ingrid liebevoll versorgt wird. Ingrid ist eine Deutsche, die in Monastiraki lebt, einem Dörfchen neben Keramoti. Sie versorgt dort und in Keramoti die streunende Hunde mit Futter und betreut sie medizinisch. Wir hatten schon mehrfach von ihrer Arbeit berichtet. Das Bemerkenswerteste ist, dass sie es schafft, alle Hunde vor Ort zu vermitteln. Mamacita ist ihre Lieblingsstreunerin, von der sie uns schon oft berichtet hat.

Hier zum Video und danach die Mail einer Keramoti- und Thassosurlauberin,  die uns beides geschickt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=d1Xht9kcsfA&feature=youtu.be

Und hier eine Aufnahme, die Ingrids Sohn mir geschickt hatte.  Ab 5:16 ist da Mamacita, die von Ingrid jeden Tag versorgt wird. Ist sie nicht prächtig? Ich kann mir vorstellen, dass es für Ingrid eine große Aufregung bereitet die Hündin anzutreffen. Wenn ich im Urlaub bin, die Gute nimmt mich oft mit zum Strand und bevor wir an uns denken suchen wir die Hündin, um sie zu füttern, ihr Fell wird gepflegt und vor allem braucht sie Streicheleinheiten. Ingrid ist wirklich Klasse! Ihr Sohn auch, denn ohne ihn hätte ich keine Chance die Hündin Mamacita zu sehen, da ich in Deutschland bin. Freue mich auf den nächsten Urlaub, dann geht es ab nach LIDL und dann wird ordentlich Futter eingekauft!!! Futter steht an erste Stelle auf dem Einkaufszettel! Merci Ingrid!!!



				

				
				

				
				

				
Donnerstag, 12.März 2015 LETZTE NACHRICHTEN Keine Kommentare

Das wirkliche Verhalten der Wölfe – wichtig für die Hundeerziehung!

Freitag, 6.März 2015

Wölfe leben demokratisch

Das Bild vom aggressiven Alpha-Wolf ist eine Mär, unter der auch Hunde leiden.

Zur Begrüßung schnuppert Kenai vorsichtig an meiner Hand. Dann leckt er sie kurz ab – eine kleine Geste, die großen Eindruck macht. Immerhin ist Kenai ein rund 50 Kilogramm schwerer Wolf mit einem Gebiss, das locker den Oberschenkel eines Rinds zermalmen kann.
Genauso beeindruckend ist, wie Kenai an der Leine läuft. «Hätte man mich vor Jahren nach dem Unterschied zwischen Wolf und Hund gefragt, hätte ich gesagt: ?Nehmen Sie beide an die Leine. Dann merken Sie es?» Nach zweijährigem Training mit Hunden wie Wölfen ist der Verhaltensforscher zu einer anderen Einsicht gelangt: «Wölfe sind meist leinenführiger als Hunde.»
Ein Wolf an der Leine? Für die Besucher des Wolfsforschungszentrums (WSC) im Wildpark Ernstbrunn bei Wien ist das ein täglicher Anblick. Wer will, der kann sogar für rund 200 Euro an einem «Wolfsspaziergang» teilnehmen. Die Faszination ist groß: «Wir sind auf ein Jahr ausgebucht», sagt Kotrschal.
Plötzlich spürte er den Kopf Aragorns am Oberschenkel

Der Hauptzweck des rund 30 000 Quadratmeter großen Zentrums ist jedoch ein anderer. Kotrschal und seine Kolleginnen wollen in dieser besonderen Forschungseinrichtung herausfinden, wie schlau Wölfe sind, wie sie miteinander kooperieren und was sie von Hunden unterscheidet.
Deshalb importieren sie Wolfswelpen aus Nordamerika, die im Alter von zehn Tagen von ihren Müttern getrennt wurden, sowie Hundewelpen aus ungarischen Auffangstationen. Beide Gruppen wachsen getrennt voneinander, aber unter gleichen Bedingungen am 2010 eröffneten Zentrum auf. Das gewährleistet, dass die Tiere an Menschen gewöhnt sind, und es ermöglicht Vergleiche. 14 Wölfe und 15 Hunde lebten bisher im WSC, je 20 sollen es werden. Sie lernen Kommandos wie «Sitz», aber auch mit der Schnauze Symbole am Touchscreen zu berühren.
Kotrschal und seine Mitarbeiterinnen erleben dabei immer wieder Szenen, die das gängige Bild vom Wolf auf den Kopf stellen. Als der Biologe zum Beispiel einmal im Gehege mit vier Wölfen übernachtete, spürte er plötzlich den Kopf des schwarzen Aragorn auf seinem Oberschenkel. Aber das war noch nicht alles: Der einjährige Wolfsrüde hatte «seinen Mitternachtssnack in Form der Wirbelsäule eines Rehs» mitgebracht und knabberte daran, «dass die Knochen nur so krachend knackten», erinnert sich Kotrschal in seinem eben erschienenen Buch*. Dem Professor gefror schier das Blut in den Adern.
Keinesfalls wollte er Aragorn den Eindruck vermitteln, er wolle ihm den Leckerbissen wegnehmen. Denn wenn es ums Futtern geht, verstehen Wölfe keinen Spaß. Das erste Gebot der Wolfsforscher – auch zur eigenen Sicherheit – lautet daher: Konflikte mit den Wölfen vermeiden, sie weder dominieren noch bestrafen.
«Nach einer Weile regungslosen Liegens wurde es unbequem, ich drehte mich zur Seite. Schliesslich begann ich, Aragorns Kopf zu kraulen und auch die Rehwirbelsäule anzufassen [] Und wie reagierte der Rüde? Gar nicht, nicht mal ein leises Knurren», schreibt der Leiter des Forschungszentrums. Zuletzt konnte Kotrschal sogar ertasten, welche Backenzähne der Wolf zum Knochenbrechen einsetzte.
Diesem Erlebnis folgten weitere Überraschungen, zum Beispiel, dass Wölfe weit weniger auf Dominanz aus sind, als ihnen unterstellt wurde. Der Schnauzenbiss eines älteren Wolfs bei einem jüngeren etwa sei meist keine Geste der Unterwerfung, sondern «eine Art freundliche Umarmung». Anders als früher vermutet, herrsche im Wolfsrudel vielmehr Demokratie. Das falsche Bild vom Alpha-Wolf, der alle anderen unterwirft, führt zu Missverständnissen, unter denen mancher Hund heute noch leidet.
Der Umgang mit Hunden sei noch immer «von einem falschen Wolfsbild geprägt, das da meint, das wichtigste Merkmal der Wolfsgesellschaft sei die Dominanzhierarchie, und wer nicht pariere, der werde gemaßregelt und unterworfen, am besten gleich prophylaktisch», kritisiert Kotrschal. «Darum werden Hundewelpen immer noch gnadenlos schnauzengerüffelt und nackengeschüttelt. Das ist völliger Unsinn. Man weiß heute, dass die ausgeprägte Hierarchie bei Wölfen nur bei Gehegehaltung auftritt.»

Im 19. Jahrhundert sei der Wolf zum Symbol von Härte, Ausdauer, Tapferkeit und einer autoritären Führergesellschaft hochstilisiert worden. «Dabei leben Wölfe unter Freilandbedingungen in kooperativen Familienverbänden liebevoll und beinahe egalitär untereinander», hält Kotrschal fest. Nichts weise darauf hin, dass «Wolfsrudel befehlsorientiert und unter Strafsanktion funktionieren.  Im Gegensatz dazu sind beispielsweise Schimpansengruppen eher despotisch organisiert». Aggression spiele innerhalb der Wolfsrudel hingegen nur eine «ganz geringe» Rolle.

Im Umgang mit Testosteron ökonomischer als Männer
Einen Grund für diese Friedfertigkeit sieht Kotrschal in den fast ganzjährig tiefen Werten an männlichen Geschlechtshormonen bei den Wolfsrüden. Nur zur Ranzzeit im Februar steigt das Testosteron, dann wachsen die Hoden von Hasel- auf Baumnussgrösse. Da hohe Testosteronwerte mit größerer Risikobereitschaft einhergehen, seien Wölfe in dieser Hinsicht «wesentlich ökonomischer» als Hunde oder Männer, findet der Autor.
Begegnungen mit fremden Wolfsrudeln enden dagegen meist blutig. Im Yellowstone-Nationalpark würden rund 60 Prozent der Wölfe durch andere Wölfe sterben, erzählt Kotrschal vor einem der zwei Wolfsgehege, aus dem gerade mehrstimmiges Geheul ertönt – eine Botschaft an das Rudel im Nachbargehege, die der Abgrenzung von ihm dient.

Wölfe sind kooperativ, aber sie hinterfragen mehr als Hunde
Die «grausamen Grenzkriege» sind Kotrschal zufolge nur eine der Gemeinsamkeiten zwischen Wolf und Mensch. So «gibt es nicht allzu viele Säugetierarten, bei denen man innerhalb der Gruppen so lange und freundlich kooperiert». Beide Spezies seien sehr soziale, spezialisierte Laufjäger, die sich von allen Säugetieren weltweit am weitesten verbreiten konnten.
Um mehr über das feine Zusammenspiel zu erfahren, gehört neu ein zehn Meter langes Laufband zum WSC. Damit wollen die Biologen herausfinden, wie sich die Rudel beim Jagen (auf einen Rehschlegel) organisieren und wie viel Energie sie dabei verbrauchen.

In den bisherigen Versuchen waren die Wölfe sehr kooperativ, aber «sie hinterfragen mehr», sagt Kotrschal. «Man hat den Eindruck, dass Hunde einfach unseren Anweisungen folgen, während Wölfe das Denken währenddessen nicht aufgeben.» Auch die Beziehung zur Person am Ende der Leine spielt bei ihnen offenbar eine größere Rolle.
Mensch und Wolf verbinde eine jahrtausendelange Geschichte, die sich – von den alten Römern bis zu den nordamerikanischen Indianern – in vielen Mythen niederschlug. Wölfe, so Kotrschal, sind unsere «wesensähnliche Schwesterart» – und verdienen Schutz.

Freitag, 6.März 2015 LETZTE NACHRICHTEN 2 Comments